«Humoralmedizin» bedeutet die Medizin der Säfte. Sie betrachtet nicht, wie in der Schulmedizin, einzelne Organ- oder Zellstrukturen und deren «krankhafte» Veränderungen, sondern orientiert sich an den Funktionen der Organe. Auch die Zusammenhänge zwischen Organen, Stoffwechselprozessen und ihren Störungen sind Teil der Betrachtungen. Als Vater der Humoralmedizin gilt Hippokrates und somit das Griechenland des vierten Jahrhunderts v. Christus als Wiege der Humoralmedizin. In ihrer 2.300-jährigen Geschichte prägten zahlreiche Hochkulturen die Humoralmedizin, von den Griechen über die Römer bis zu Arabern und Mauren. Hippokrates griff die Ansicht der vier Elemente Wasser, Luft, Feuer und Erde auf und übertrug sie auf den Menschen. So prägte er die vier Säfte Sanguis (Blut), Phlegma (Schleim), Melanchole (Schwarzgalle) und Chole (Gelbgalle). Sie sind nicht als natürliche vorkommende Säfte im menschlichen Körper zu verstehen, sondern als theoretische Prinzipien der Humoralmedizin.
Eine Charakteristik der Humoralmedizin ist es, den ganzen Körper als Einheit und nicht etwa einzelne Symptome oder Organe isoliert zu behandeln. Dieser Denkansatz steht konträr zur heutigen Schulmedizin. Aus Sicht der Naturheilmedizin ist es daher eine grosse Chance der Humoralmedizin, in der Medizin ein Feld abzudecken, das mehr und mehr verloren geht.
Quelle: «Humoralmedizin- Grundlagen und Einsatz» von Patrick Seitz und Thomas Moser
In der europäischen Naturheilmedizin geben die Iris, die Zunge und der Puls wichtige Hinweise zur Konstitution des Patienten. Sie sind wichtige Grundpfeiler auf denen Therapiekonzepte erarbeitet werden. Schulmedizinische Krankheitsbilder werden in die Humoralmedizin «übersetzt». Sind die Beschwerden eher von hitziger Natur, so sind eher kühlende Pflanzen/Behandlungen einzusetzen und umgekehrt.